Mittelstreifen
Fotografien von Wolfgang Meyer-Hesemann
Eröffnung am 25. Januar 2015, um 11.15 Uhr
Kunstkreis Preetz e.V.
Gasstraße 5, D-24211 Preetz
25. Januar bis 15. Februar 2015, Do. bis So. 15-18 Uhr
„Mittelstreifen“ – öffnet ein weites Assoziationsfeld. Mit dem Mittelstreifen assoziieren wir Fortbewegung, Veränderung und zugleich Orientierung auf der Straße. Der „Mittelstreifen“ ist eine lange Sequenz von Fotos, Postkarten, Collagen, Zeitungsausschnitten etc., die wie ein Filmstreifen in der Mitte der Höhe der Wände durch 3 bis 4 Räume läuft. Alle Bilder erzählen unterschiedliche Geschichten, die allerdings im Kopf der Betrachter erst entstehen müssen.
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Die allgegenwärtigen Fotografien und bewegten Bildern rasen in unserem Alltag wie der Mittelstreifen auf der Straße oft unter der bewussten Wahrnehmungsschwelle hinweg – und leiten uns doch. Viele Bilder bleiben unbewusst hängen, prägen unsere Bildwahrnehmung. Für mich ist Fotografie ein „Instrument der Weltaneignung und Welterzählung“. Und es ist häufig das Gewöhnliche, Allgegenwärtige, Übersehene und Unansehnliche, das merk-würdig ist, weil es das Besondere einer Umgebung ausmacht, zur spezifischen Atmosphäre beiträgt – jedenfalls in einer bestimmten Situation in meiner Wahrnehmung.
Die gewählte Art der Präsentation als durchlaufende „Installation“ über mehrere Räume ermöglicht es mir, eine rasche Einordnung und Interpretation der Bilder durch den Betrachter zu unterlaufen. Das versuche ich noch dadurch zu unterstreichen, dass ich Fotocollagen, Postkarten, Fotos von analogen Negativen, alte Fotoabzüge, übermalte Bilder, Fernsehbilder, Fotografien Dritter (Nail al Said) u.a. einstreue.
Jedes Bild erscheint so trotz der Aneinanderreihung mit anderen Fotografien frei von seinem Umfeld und seiner Geschichte – sozusagen in einem kontextlosen Kontext. Jedes kleine Stück Wirklichkeit ist aus seiner Umgebung herausgelöst und zu einer bestimmten hundertstel Sekunde stillgestellt – letztlich fiktionalisiert. Abgebildet ist eine artifizielle Relation von Ort, Zeit, Mensch, Situation etc., die es so nur in diesem Foto gibt. Meine Interpretation des Abgebildeten im Foto bedarf deshalb ihrerseits der Interpretation durch den Betrachter, die nicht durch einen vermeintlichen Gesamtzusammenhang gesteuert wird.
Der Wolfgang Tillmans hat mit ähnlicher Intention schon vor einigen Jahren in seinen collagenartigen all-over-Wandinstallationen versucht deutlich zu machen, dass wir, wenn wir uns ein Bild von der Welt machen, immer an der Oberfläche kleben bleiben, diese Bruchstücke der Oberfläche aber große Aussagekraft haben. Er sieht die Fotografie selbst nicht als erzählerisches Medium. Erst der Betrachter schafft in einem Akt der Re-Kontextualisierung das größere Bild eines Allgemeinen.
Die Besucher sind aufgefordert, auf einer alten Reiseschreibmaschine Princess 300 (Jahrgang 1958), die in der Ausstellung steht, zu Bildern ihrer Wahl kurze Geschichten zu schreiben, die dann zu den Bildern gehängt werden und die Intentionen des Fotografen weiterspinnen oder in eine andere Richtung lenken.
In weiteren Räumen sind noch einige großformatige Sequenzen von Fotografien zu sehen (Airfield, The White Cello u.a.). Die Bildsequenz „Airfield“ entpuppt sich als Protokoll merkwürdiger Personalbewegungen auf dem riesigen Flugfeld.
„The White Cello“ verfolgt die Fortbewegung einer Person mit einem Instrument auf dem Rücken in einer surreal wirkenden Umwelt.
Die Bilderreise endet mit einem RoadMovie: