Die
Innenausstattung der Macht
eine biografische Inszenierung
1998 bis 2009
meine Jahre als Staatssekretär
Bunker-D, Schwentinestraße 11, 24149 Kiel
Ausstellungsdauer:
30. Juni bis 27. Juli 2016
Auszüge aus der Einführungsrede von Dr. Uwe Haupenthal, Leiter des Richard Haizmann Museums für moderne Kunst, Niebüll
Die Ausstellungsräume im sog. „Bunker D“ der Kieler Fachhochschule bieten Wolfgang Meyer-Hesemann weit mehr als nur eine willkommene Kulisse für seine Installation „Die Innenausstattung der Macht“.
…. Starke Räume …, die ein vielfach belastetes, gleichwohl optisch aufregendes Eigenleben führen, das freilich noch einmal wirklich auffällig wird und an auratischer Präsenz gewinnt, wenn etwas Eigenes, Fremdes, Kontrapunktisches entgegengesetzt wird. Und das leistet Wolfgang Meyer-Hesemann mit seiner optisch sparsamen, gleichwohl konzeptuell geschlossen wirkenden Installation aus Fotografien, Objekten und einer Videopräsentation.
… Dabei kam es keinesfalls auf eine beliebige Anhäufung von Relikten oder gar von Devotionalien an, sondern vielmehr auf eine gezielt vorgetragene Auswahl weniger exemplarischer Stücke oder besser noch: Objekt-Typen.
… Die Übergänge zwischen ausgewählten realen Objekten und den Fotos, die wiederum solche Objekte dokumentieren, erscheinen fließend, wenngleich die medial ausdifferenzierte Zusammenstellung ein geschlossen wirkendes Gesamtbild bedingt.
Dass Meyer-Hesemann eine überzeugende, weil zurückhaltend vorgetragene Auswahl zwischen persönlichen Erinnerungsstücken wie den ihm geschenkten wertvollen Kugelschreibern mit Namenszug, Utensilien seines seinem persönlichen bzw. amtlichen Erscheinungsbildes in Form von Schuhen, Brillen und Aktentaschen, den notwenigen Arbeitsgegenständen des ministeriellen Alltags und einem ironisch motivierten Blick auf diese Zeit vermittels Geweihen und beinahe vertrockneten Büropflanzen bietet, eröffnet dem Betrachter einen ebenso kritischen Zugang zu dem angeschlagenen Thema wie es ihn im Gegenzug vor klischeehaften Verallgemeinerungen bewahrt.
Einmal mehr erweist sich die Fotografie in diesem Zusammenhang als das entscheidende Missing Link. So besitzen die Fotos nicht nur eine gewisse Aggressivität, indem sie den abgelichteten Gegenstand vergrößern oder verkleinern, sondern sie sorgen auch für eine Demokratisierung innerhalb der Installation, indem sie den prinzipiell vorgetragenen Anspruch erheben, dass alle Objekte gleich gewichtet werden und keines eine herausgehobene Bedeutung besitzt. Zugleich erzeugen diese aber auch eine voyeuristische Beziehung zu den vorgeführten Wirklichkeitsmomenten, die sich nun nicht mehr verändern können und im Gegenzug auf ihrem Status quo beharren. Nachhaltig verweist die Fotografie auf die Funktion der jeweiligen Objekte, und diese müssen in einem eigenen Akt in ihrer jeweiligen Bedeutung respektive in ihrem Ablauf erläutert werden, wobei die Bilder letztendlich weder einer ethischen noch einer politischen Erkenntnis Vorschub leisten. Somit fällt ausschließlich dem Betrachter die Aufgabe einer sinnstiftenden Wertung zu. . „Statt ganz einfach die Wirklichkeit wiederzugeben“, so die amerikanische Essayistin und Fototheoretikerin Susan Sontag, „ist das Foto zum Maßstab der Art und Weise geworden, in der uns die Dinge erscheinen, und hat damit dem Begriff der Wirklichkeit als solchem – und das heißt zugleich dem Realismus – einen neuen Inhalt gegeben.“
Auf Wolfgang Meyer-Hesemann´s Installation und deren Bildbegrifflichkeit bezogen bedeutet dies nicht nur eine nachhaltig wirkende Vereinheitlichung im Sinne eines geschlossenen Bildcorpus, sondern eben auch die Implementierung von extremer Nähe wie einer inneren Distanz gegenüber den angeschlagenen Bildinhalten. Dass sich dieser abrupte Wechsel in der beschriebenen, anmaßend starken und zugleich abweisenden architektonischen Umgebung ereignet, dass die Räumlichkeit im Grunde gegen die Installation arbeitet, lässt diese im Gegenzug umso intensiver und geschlossener erscheinen und verhilft ihr im Inneren zu rezeptivem Fluss. Meyer-Hesemann selbstverlässt die alles beherrschende Position des Bildschöpfers und begibt sich nunmehr auf die Ebene des Rezipienten. Er arrangiert Objekte seiner Arbeitsbiografie, und diese erheben den Anspruch, für das Ganze zu stehen, freilich ohne es auch nur im Ansatz zu erklären oder gar zu bewerten. …
Brunswiker Str. 16-22, Kiel
2001
365 Tage